Feb | Murnau/Altenstadt
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Gabriele Münter und der „Große Gott von Altenstadt“ DAHC-Exkursion am 19. Februar 2025 nach Murnau und Altenstadt | |
Organisation: Hjalmar Heinen / Walter Held Bericht und Fotos: Lutz Cleemann | |
Die erste Exkursion des DAHC in 2025 führte uns nach Murnau und Altenstadt in Oberbayern. Teilgenommen haben mehr als 40 Clubmitglieder mit Ehepartnern und Freunden. |
Murnau
Die sachkundige Führung durch das Schlossmuseum Murnau war besonders Gabriele Münter gewidmet, der Mitbegründerin des „Blauen Reiters“, der 1911 von Wassily Kandinsky und Franz Marc ins Leben gerufen wurde. Fasziniert hat unsere Reisegruppe im Rahmen der Führung durch das Museum besonders der Einblick in die vielfältigen Einflussfaktoren, die Gabriele Münter als Person und ihren Stil geprägt haben. Beispielhaft wurde uns als Besuchergruppe deutlich gemacht, dass Münter stilistisch die in Murnau praktizierte traditionelle Volkskunst der Hinterglasmalerei mit ihren leuchtenden Farben und klaren Formen übernahm und sich von Künstlern wie Matisse, Gauguin und van Gogh inspirieren ließ. Entscheidend für diesen ihr eigenen Stil war zudem auch ihr Erlebnis der Abgeschiedenheit und unberührten Natur von Murnau während ihrer gemeinsamen Zeit mit Kandinsky.
Münters Kunst war stark vom Expressionismus geprägt, der auch die Grundlage der Blauer Reiter bildete. Sie experimentierte mit kräftigen Farben, vereinfachten Formen und einer expressiven Bildsprache, die den Geist des Blauen Reiters widerspiegelte. Ihre Werke konzentrierten sich oft auf Motive aus der Natur und ihrem unmittelbaren Umfeld, wie Landschaften und häusliche Szenen.
Dem Besuch in Murnau schloss sich ein Mittagessen in Huglfing in der Gastwirtschaft „Zum Alten Wirth“ an. Natürlich sind viele Aspekte der Künstlergruppe Blauer Reiter und ihrer Werke allen Teilnehmern sehr gut vertraut.
So drehten sich unsere Tischgespräche während des Mittagessens, das sich dem Besuch in Murnau in der Gastwirtschaft „Zum alten Wirth“ anschloss, um die weniger bekannte zentrale Rolle von Gabriele Münter für diese expressionistische Künstlergruppe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kunstwelt revolutionierte.
Altenstadt
Nicht weit von Murnau liegt Altenstadt, das zweite Ziel der Exkursion, das wir nach der Mittagspause ansteuerten. Altenstadt war im Hochmittelalter die ursprüngliche Siedlung von Schongau und hatte eine strategisch günstige Lage nahe dem Lech. Diese Position machte die Siedlung zu einem wichtigen Knotenpunkt für Handel und Verkehr.Dominiert wird die Kleinstadt von der überdimensioniert wirkenden romanischen Basilika St. Michael, die bereits in den Jahren 1180 bis 1220 errichtet wurde.
Auch hier war, wie in Murnau, eine sehr kompetente Führung organisiert. Beeindruckt hat unsere Reisegruppe das Bauwerk der Basilika selbst. Es wirkt monumental, ist architektonisch aber eher schlicht gehalten. Ein Querschiff fehlt und als Baumaterial wurde lokaler Tuffstein verwendet. Es wird vermutet, dass der Bau von einer oberitalienisch-lombardischen Wanderbauhütte errichtet wurde, da die Architektur Ähnlichkeiten mit Kirchen in Oberitalien aufweist. Nach Renovierungsarbeiten in den Jahren 2010 und 2013 ist die Kirche in ausgezeichnetem Erhaltungszustand.
Auf die hohe künstlerische, aber auch spirituelle Bedeutung der Basilika weist nicht nur ihre Dimension und die Christusdarstellung am Westportal hin. Sie ist ein beeindruckendes Zeugnis für die religiöse und kulturelle Bedeutung der Region im Hochmittelalter. Der "Große Gott von Altenstadt" ist eines der bedeutendsten Kunstwerke der romanischen Epoche in Bayern und ein zentrales Element der Basilika St. Michael in Altenstadt.
Es handelt sich hier um ein romanisches Kruzifix aus dem frühen 13. Jahrhundert, das den gekreuzigten Christus in einer monumentalen Darstellung mit einer Höhe von 3,20 Metern zeigt. Dargestellt ist Christus in einer majestätischen und erhabenen Haltung, die weniger das Leiden als vielmehr die göttliche Macht betont. Damit spiegelt es – wie unsere Reisegruppe lernen konnte - die mittelalterliche Vorstellung von Christus als triumphierenden Herrscher wider. Heute befindet sich das einzigartige Kunstwerk auf einem modernen Lettnerbalken über dem Choreingang der Basilika. Es wird flankiert von Figuren der Maria und des Johannes (Originale im Nationalmuseum in München).
Ihren Abschluss fand unsere Exkursion „der großen kulturellen Bandbreite von Expressionismus und der Kunst des Mittelalters“ traditionsgemäß in einer erstklassigen Konditorei, diesmal im renommierten Schreiner Café Kögl in Altenstadt. Natürlich stehen hier Kaffee und Kuchen im Mittelpunkt. Nicht weniger wichtig waren aber auch der Austausch der Eindrücke und neuen Erkenntnisse, die diese Exkursion bei allen Teilnehmern hinterlassen hat. Das machen die Aufnahmen in der Galerie mehr als deutlich.